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Die Taubenflasche, ein Schaugefäß. Aus Köln, Aachener Straße.
Mitte 3. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln

ZERBRECHLICHER LUXUS. KÖLN - EIN ZENTRUM ANTIKER GLASKUNST

3/6/2016-13/11/2016
 
Den Kern der Ausstellung bildet die beeindruckende Glassammlung des Römisch-Germanischen Museums, die unzählige, oft noch nicht ausgestellter Glasfunde aus sieben Jahrhunderten (1. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) umfasst. Durchaus mit einem Tropfen Wehmut zeigt das Museum auch herausragende Gläser, die im 18. oder 19. Jahrhundert in Köln gefunden, von den Findern aber veräußert wurden und nun in den Sammlungen großer Museen bewahrt werden – in München, London oder New York.

Posted 14 June 2016

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Mehr als 4.000 vollständige Gläser umfasst die weltweit größte Sammlung römischer und fränkischer Glasgefäße im Römisch-Germanischen Museum Köln. Dieser Schatz, der durch Ausgrabungen im Kölner Stadtgebiet Jahr für Jahr wächst, steht im Mittelpunkt der neuen Ausstellung des Hauses am Roncalliplatz. Die Präsentation bietet vom 3. Juni bis 13. November 2016 einen einzigartigen Querschnitt durch fast eintausend Jahre antiker Kunstfertigkeit und gibt ein beeindruckendes Spiegelbild der Sammlungsbestände des Museums wider.

Salbgefäß in Form eines Schweinchens aus blauem Glas – Schöpfung eines kreativen römischen Glaskünstlers.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner

Der Werkstoff Glas hat in Köln eine zweitausendjährige Tradition. Geschäftstüchtige Händler kamen schon bald nach Gründung der Stadt in den Jahren kurz vor Christi Geburt ins Rheinland, um anspruchsvollen Kunden ihr ebenso zerbrechliches wie kostbares Gut anzubieten. Den Händlern folgten spezialisierte Handwerker. Zugewanderte Glasmacher aus dem Mittelmeerraum produzierten in der Colonia seit der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus zunächst Gefäße aus importierten Rohglasbarren. Doch schon bald erkannte man, dass beispielsweise bei Frechen anstehende reine Sande hervorragend zur Herstellung von Glasgefäßen geeignet waren. Die feuergefährlichen Glashütten siedelten die Römer außerhalb der Stadtmauern an.

Die gläsernen Schuhe, ein Paar besonderer Salbgefäße. Aus Köln, Severninstraße. Ende 2./Anfang 3. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln

Zwei Schlangenfadenpokale, 1896 in Köln, Weyerstraße gefunden.
3. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln

Anfangs fertigten die Kölner Werkstätten einfache blaugrüne Glasgefäße. Doch sie erweiterten bald ihr Repertoire. Durch Einblasen in mehrteilige Formen entstanden vielfältige Gläser: Weinkrüge, die Fässer nachbilden, Salbfläschchen in Form von Muscheln oder Trauben oder gar ein die Panflöte spielender Affe. Die mit farbigen Glasfäden dekorierten Schlangenfadengefäße zählen ebenso zu den „Kölner Produkten“ wie die durch die leuchtenden Glastropfen charakterisierten Nuppengläser. Höchste Geschicklichkeit, Sorgfalt und Geduld war für Emailmalerei auf Glas erforderlich – der Pokal mit Szenen des Achillesmythos ist ein Beleg vollendeter Kunstfertigkeit.

Gleiches trifft auf die an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert geschaffenen Schalen mit Schliffdekor zu. Jagdszenen, mythologische und christliche Darstellungen waren auf den hochwertigen Produkten eines Glasateliers zu finden, das seine Luxusgüter wohl auf Bestellung seiner vermögenden Kundschaft herstellte. Auch das kostbarste Glas des Römisch-Germanischen Museums ist ein Kölner Bodenfund: Das weltweit einzige dreifarbige Netzglas, das Kölner Diatret, erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens und fordert in purpurroten Lettern auf: „Trinke und lebe schön immerdar!“

Zwei Schlangenfadenpokale, 1896 in Köln, Weyerstraße gefunden.
3. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln
 

Kleine Schalen aus Mosaik- und Millefioriglas. 1. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner

Lange vermutete die Forschung, dass die Stadt im Frühmittelalter brach fiel und an Wohlstand nicht mehr zu denken war. Untersuchungen der vergangenen zwei Jahrzehnte beweisen jedoch die ungebrochene urbane Kontinuität der Colonia am Übergang von der Antike zum Mittelalter. Ausgrabungen zeigen, dass Glas auch im frühen Mittelalter gefragter Luxus war. Produziert wurde zunächst nach fast unveränderten römischen Rezepturen, nunmehr inmitten der Handwerker- und Händlersiedlung am Platz der Kölner Altstadt – der Antike verpflichtet

Das Formspektrum passte sich allerdings dem Geschmack der neuen Zeit und den neuen Bewohnern der Stadt an, in der seit der Mitte des 5. Jahrhunderts die Franken den Ton angaben. An die Stelle römischer Formvielfalt traten einfache Schalen und Becher. Reich verzierte Rüsselbecher der Zeit verraten aber, dass sich die Glaswerkstätten auch in nachrömischer Zeit noch auf ihre Kunst verstanden.
 
Doch die Ausstellung berichtet nicht nur von der Formenvielfalt und der Kunstfertigkeit römischer und frühmittelalterlicher Glashandwerker. Sie zeigt Glas auch im Kontext römischer und fränkischer Bestattungssitten und Glaubensvorstellungen, denn vor allem dem Brauch, Verstorbenen Glasgefäße ins Grab zu geben, verdanken wir, dass die hochempfindlichen Gläser der Antike unversehrt Jahrtausende überstanden haben. Sie widmet sich darüber hinaus den Rohmaterialien und technischen Fertigkeiten der antiken Glasmacher. Ein Ausblick auf die nachantike Entwicklung von Glasgefäßen beschließt die Präsentation.
 

Kölner Diatret Glas, um 330-340 n.Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln

Führung
Zerbrechlicher Luxus
Das Römisch-Germanische Museum Köln besitzt weltweit die größte Sammlung an römischem und fränkischem Glas – und durch Ausgrabungen im Kölner Stadtgebiet wächst sie fast täglich. Dieser Schatz bildet den Kern der Ausstellung, die einen Querschnitt durch tausend Jahre antiker Glaskunst vor Augen stellt.
Doch die Ausstellung berichtet nicht nur von der Formenvielfalt und der Kunstfertigkeit römischer und frühmittelalterlicher Glashandwerker. Sie zeigt Glas auch im Kontext römischer und fränkischer Bestattungssitten und Glaubensvorstellungen, denn vor allem dem Brauch, Verstorbenen Glasgefäße ins Grab zu geben, verdanken wir, dass die hochempfindlichen Gläser der Antike unversehrt Jahrtausende überstanden haben.
Die Ausstellung widmet sich darüber hinaus den Rohmaterialien und technischen Fertigkeiten der antiken Glasmacher. Ein Ausblick auf die nachantike Entwicklung von Glasgefäßen beschließt die Präsentation.
Für: Erwachsene | Sekundarstufe I | Sekundarstufe II |
Dauer: 60 Minuten | Gruppengröße: max. 25 | Preis pauschal: Erwachsene € 75 | ermäßigt € 50 | Schüler € 40 | Wochenende / Feiertag: zzgl. € 10 | Fremdsprache: zzgl. € 10 | zzgl. Eintritt € 9  | Eintritt ermäßigt € 6 | Eintritt Schüler € 2
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Salbgefäße aus naturfarbenem und farbigem Glas, eines mit aufgelegtem Golddekor. 1.- 3. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner

Dattelfläschchen für kostbare Essenzen. 1./2. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner

Muschel- und Traubenflaschen wurden in der Antike meist paarweise in die Gräber gestellt. 3. Jahrhundert n. Chr.
Römisch-Germanisches Museum Köln.
© Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner

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ROMAN-GERMANIC MUSEUM
Roncalliplatz 4
50667 Köln, Germany
+49 (0)221-22124438
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